Schon lange gab es den Wunsch in mir, einmal nach Indien zu reisen, um dort Yoga zu praktizieren und um eine Ayurvedakur zu machen. Nachdem ich mich intensiv mit diesem Thema beschäftigt hatte, fiel meine Wahl auf’s Somatheeram Ayurveda Resort in der Nähe von Trivandrum/ Region Kerala, einem Haus, das schon viele internationale Auszeichnungen bekommen hat. Dezember bis Februar ist wohl die beste Zeit, um dort Urlaub zu machen, weil die Regenzeit dann vorbei ist.
Die Anreise und somit der Start in meine zweiwöchige Auszeit waren eine Katastrophe. Nach Flugverspätungen, einer zusätzlichen nicht eingeplanten Nacht in Doha und Problemen mit dem Visum kam ich nun endlich morgens 4 Uhr in meinem Hotel an und wurde sehr freundlich empfangen. Am Nachmittag fand die erste Konsultation bei meinen beiden Ayurveda Ärztinnen statt, die von nun an jeden Tag für mich da waren und meinen individuellen Behandlungsplan erstellten und anpassten. Bei der Anreise litt ich unter starken Rückenschmerzen, mein Blutdruck war nur mit allerlei Tabletten (die ich nicht ewig nehmen wollte) akzeptabel und seit einer verschleppten Erkältung im Sommer hatte ich verstopfte Nasennebenhöhlen und täglich Kopfschmerzen.
Nachdem mein Konstitutionstyp bestimmt wurde (bei mir war es eine Vatha/ Pitha Dominanz) begann gleich das erste treatment mit einer abhyanga -Massage (Ganzkörpermassage mit warmem Öl von zwei Therapeutinnen synchron ausgeführt – ein Traum), shirodhara (Stirnölguss), Kräuterstempelmassage und Ghee (geklärte Butter, die man trinken muss - kein Genuss). All das dient als Vorbereitung auf’s Detox, was dann der zweite Schritt der ayurvedischen panchakarma-Kur ist. Zum Schluss folgt dann die beautification 😊
Außerdem bekam ich einige Medikamente, welche in der hauseigenen Ayurveda-Apotheke hergestellt werden, in die Hand gedrückt und Empfehlungen für die Ernährung.
Im Restaurant waren alle Speisen mit vatha/ pitha/ kapha markiert so dass man immer wusste, welches Gericht für den eigenen Konstitutionstyp geeignet war. Die Küche war durchweg vegetarisch/ vegan – immer alles frisch zubereitet und in großer Auswahl vorhanden. Dennoch muss ich sagen, dass die indische Küche nicht zu meinen Favoriten gehört. Am Ende hatte ich sogar 3 kg abgenommen, weil ich von Tag zu Tag weniger gegessen habe.
Am nächsten Morgen stand dann meine erste Yogastunde auf dem Programm. In einer traumhaften Kulisse (offener Yogasaal mit Blick aufs Meer) leitete uns Jinu, der Yogalehrer, klassische Hatha-Yoga-Übungen an. Die Stunden begannen immer mit einer Anfangsentspannung in shavasana (Rückenlage) und zwei Atemübungen/ pranayamas (kapalabathi und nadi shodana). Danach wurde der Körper mit einigen Runden Sonnengruß auf die bevorstehenden Haltungen wie Schulterstand, Pflug, Fisch oder Kobra vorbereitet. Dann kam der schönste Teil – die Endentspannung 😊 Egal, wie es mir jeweils vor der Stunde ging, hinterher fühlte ich mich einfach phantastisch – sowohl auf körperlicher als auch auf mentaler Ebene. Ich habe nicht ein Mal die Yogastunde ausfallen lassen und fühlte mich so bestärkt darin, dass Yoga etwas ganz Großartiges und Wertvolles ist.
Das Hotel bot auch diverse Ausflüge in die Umgebung an, aber ehrlich gesagt hatte ich diesmal null Motivation rauszugehen. Eigentlich bin ich nicht der typische Strand- und Poolurlauber, aber bei diesem Urlaub habe ich ganz viel Zeit am Pool mit Lesen verbracht.
Von Tag zu Tag merkte ich, wie meine Akkus wieder etwas voller wurden. Manche schreiben, man fühlt sich nach einer Ayurvedakur wie neugeboren. Das würde ich so nicht unterschreiben, aber die Kombination aus Yoga, Behandlungen, Ernährung und Entspannung helfen definitiv beim Regenerieren. Am Ende meines Urlaubs hatten sich alle Symptome verbessert bzw. waren ganz verschwunden. Meine Rückenschmerzen zum Beispiel – einfach weg. Mein Blutdruck verbesserte sich auf 110/70 und das, obwohl ich meine Tablettendosis stark reduzierte. Auch die verstopften Nasennebenhöhlen und die Kopfschmerzen sind nicht mehr da.
Am Ende wurde ich oft gefragt, ob ich nächstes Jahr wieder kommen würde, aber das kann ich jetzt noch nicht sagen. Indien ist komplett anders als Europa oder Nordamerika – gerade der Dreck auf den Straßen ist schon erschreckend, aber auch die Hitze in Verbindung mit der hohen Luftfeuchtigkeit haben mir zu schaffen gemacht. Durch meine Schlangenphobie konnte ich leider auch nicht immer entspannt relaxen, weil ich immer mit einem Auge geschaut habe, ob nichts Gefährliches in der Nähe ist. Auch darf man nicht vergessen, dass die Anreise lang und anstrengend ist. Insgesamt sitzt man ca. 11h im Flieger plus Transferzeiten.
Ich bin trotzdem sehr froh, dass ich diese Erfahrung gemacht habe und alleine nach Indien gereist bin, um Yoga zu üben und traditionelles Ayurveda kennen zu lernen.
(Sylvia Böttcher, Dez. 24, Fotos privat)
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